19. Juli 2010

Unterwegs in den Weiten des Weltraums

Beim Raumfahrtkongress COSPAR 2010 tagen Wissenschaftler aus aller Welt in Bremen – acht Tage Programm 

Was sieht das europäische Weltraumteleskop Herschel? Wie müssen Planeten beschaffen sein, um Leben zuzulassen? Wie lässt sich der Mars besiedeln? Wie beeinflusst die Sonne unser Klima, und wie nützt weltraumgestützte Forschung bei der Beurteilung des Klimawandels?

Seit Sonntag, 18. Juli, und noch bis kommenden Sonntag, 25. Juli, widmen sich rund 3.600 Teilnehmer aus 57 Nationen den unterschiedlichsten Facetten der Weltraumforschung. Bei dem Kongress des Committee on Space Research (COSPAR) geht es um aktuelle Erkundungsmissionen, um chemische und physikalische Prozesse im All oder den Einfluss von Schwerkraft auf die Eigenschaften von Materialien. Auch lebenswissenschaftliche Fragestellungen wie der Einsatz von Versuchstieren oder für die Raumfahrt wichtige Ergebnisse der Strahlenbiologie stehen auf dem Programm. 

Während des Kongresses werden sich Wissenschaftler aus aller Welt mit ihren Resultaten und ihren Ideen auseinandersetzen, die sie durch die Verwendung von Forschungssatelliten bis heute gewonnen haben. Sie werden in einem ausschließlich wissenschaftlichen Rahmen die Probleme der Klimaerwärmung debattieren und die neuesten Bilder und Resultate der Erforschung von Mars, Saturn und Titan zeigen. Zudem diskutieren sie zum Beispiel die zukünftigen Missionen, um den Wissenschaftlern aus aller Welt zu versichern, dass sie in den kommenden Jahren über einmalige astronomische Beobachtungen verfügen, das Universum und seine Evolution zu verstehen.

„Für das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) ist der Kongress eine hervorragende Möglichkeit, weltweit auf die Forschungsmöglichkeiten im Fallturm aufmerksam zu machen“, sagte ZARM-Chef und Kongressvorsitzender Professor Dr. Hans-J. Rath. Die Tagung sei aber auch eine logistische Herausforderung. „Ohne die Unterstützung durch große Partner wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), das die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen hat, und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hätte das ZARM dieses Großereignis nicht stemmen können.“ Zu danken sei auch für die große Hilfe durch das Bundesland Bremen, die Europäische Union und die Bremer Raumfahrtunternehmen EADS Astrium Space Transportation und OHB Technology AG.

„COSPAR ist sozusagen ein Marktplatz der internationalen Weltraumwissenschaft“, sagte Professor Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der Kongress bringe Wissenschaftler aus aller Welt zum Austausch ihrer Erkenntnisse zusammen. Mit jedem Forschungsergebnis erfahre man mehr über die Lebensgrundlagen im System Erde und das Sonnensystem. „Umso wichtiger ist es, sich international zu vernetzen und gemeinsam die Herausforderungen der Gesellschaft anzunehmen“, so Wörner.

„Der Kongress ist die größte Wissenschaftsmesse auf seinem Sektor – Angebot und Nachfrage bestimmen weitgehend das Programm“, so Professor Dr. Tilman Spohn vom DLR, Vorsitzender des Programmkomitees. „Wir setzen Akzente durch die eingeladenen Übersichtsvorträge zu Klimaforschung, Mondforschung, Atmosphäre des Saturnmondes Titan, der Suche nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems und der Suche nach den „kältesten“ Sternen im Universum mithilfe des Infrarotteleskops Herschel.“

„Die Ausrichtung des COSPAR-Weltraumkongresses 2010 ist für Bremen eine große Ehre“, sagte Dr. Heseler Staatsrat im Ressort Wirtschaft und Häfen am heutigen Montag zum Auftakt der achttätigen Veranstaltung. Der Kongress genieße einen großartigen Ruf. Bremen sei heute eine europäische Hauptstadt der Luft- und Raumfahrt. Zwei Drittel aller Beschäftigen in der deutschen Raumfahrtindustrie arbeiteten hier. „Die Unternehmen erhalten die Möglichkeit, im Rahmen des Kongresses bestehende Geschäftsverbindungen zu intensivieren und neue zu knüpfen. Für Organisatoren und Unternehmen eine win-win-Situation, wie wir sie uns besser nicht wünschen können“, so Heseler.

4.500 Vorträge und Poster-Sessions

Insgesamt können die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter 4.500 Vorträgen und Poster-Präsentationen zu rund 100 Leitthemen wählen. Im Congress Centrum Bremen, im Park Hotel und selbst im ZARM wird in 29 Räumen ständig parallel referiert. Nach den angemeldeten Forschungsbeiträgen und der Gesamtanmeldungszahl Teilnehmenden (inklusive Studierende, Begleitpersonen und andere) ist die diesjährige 38. COSPAR-Tagung die größte in der Geschichte der Organisation.

Die ersten Vorträge wurden schon am gestrigen Sonntag gehalten. Offiziell wird der Kongress heute Abend eröffnet. Um 17 Uhr steht zunächst ein Rundgang durch die Raumfahrtausstellung diverser Institutionen und Firmen in der Bremen Arena auf dem Programm. Nach einem Fototermin um 17.45 Uhr auf der Bühne der Arena beginnt um 18.00 Uhr die feierliche Eröffnungsveranstaltung mit der Auszeichnung zahlreicher Wissenschaftler, darunter Professor Dr. Günther Hasinger, Direktor des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Garching mit dem COSPAR-Award. Hasinger hält als Höhepunkt des Abends der offenen Tür für die Öffentlichkeit – Dienstag, 20. Juli –um 19.00 Uhr einen öffentlichen Vortrag über „Das Schicksal des Universums“ in der Bremen Arena.

Die Referenten

Professor Dr. Roger-Maurice Bonnet (*23.12.1937), Physiker, spezialisiert auf die Erforschung der Sonne. Entwarf mehrere Teleskope und Spektrometer, darunter das Teleskop, das 1986 die ersten Bilder vom Halley’schen Kometen machte. In seiner beruflichen Laufbahn war er unter anderem von 1983 bis 2001 Direktor des wissenschaftlichen Programms der europäischen Weltraumagentur ESA. Ab 2002 Generaldirektor für Wissenschaft bei der französischen Raumfahrtagentur CNES, inzwischen Direktor des International Space Science Institute (ISSI) in Bern und derzeitiger Präsident des Committee on Space Research.

Professor Dr.-Ing. Hans J. Rath (*24.5.1947), Ingenieur, spezialisiert auf Mechanik und Strömungslehre. 1985 Gründer und geschäftsführender Direktor des Zentrums für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM), Professor für Technische Mechanik und Strömungslehre, Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation am Fachbereich Produktionstechnik der Universität Bremen. Mitglied in mehreren Aufsichtsräten.

Professor Dr.-Ing. Johann-Dieter Wörner (*18.7.1954), Bauingenieur. Ab 1990 Leitung der Prüf- und Versuchsanstalt an der Technischen Hochschule Darmstadt, seit 1995 Präsident der Technischen Universität Darmstadt. Seit 2007 Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Unter anderem Mitglied im Präsidium der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Prof. Dr. Tilman Spohn (*13.6.1950), Geophysiker, spezialisiert auf Planetenphysik. Seit 1984 Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, seit 2004 auch Direktor des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Engagiert in zahlreichen aktuellen Missionen der europäischen Raumfahrtagentur ESA, darunter mit einem Experiment auf der Kometensonde Rosetta und der Vorbereitung der europäischen ExoMars-Mission.

Dr. Heiner Heseler (*02.08.1948)studierter Volkswirt. Von 1984 bis 1991 war er Leiter der Forschungstransferstelle des Kooperationsbereichs der Universität mit der Arbeiterkammer. Seit Juli 2007 ist er Staatsrat beim Senator für Wirtschaft und Häfen.                        

Bei Fragen und Wünschen wenden Sie sich bitte an die COSPAR-Pressestelle:
Birgit.Kinkeldey@zarm.uni-bremen.de
0421 - 218-4801

""